Neukaledonien

Logbuch 2017

Neukaledonien

Bevor wir nach Nouméa zum Einklarieren fahren, geniessen wir noch zwei Tage in der Anse Majic, in der grossen Bucht von Prony ganz im Süden von Grand Terre. Am 14. Juli, am französischen Nationalfeiertag, legen wir nach Tagesanbruch ab, passend mit der Gezeit, um mit der Strömung durch den Woodin Kanal zu gelangen. Mit der aufgehenden Sonne bietet sich uns eine fantastische Kulisse. Die Lichtverhältnisse sind aussergewöhnlich und bilden einen grossen Kontrast zwischen den ockerfarbenen Hügeln, den grünen Pinien und dem blauen Himmel.

Gegen Mittag ankern wir bei der Point d’Artillerie, einziger Ort, der genügend Platz für die Segler auf Durchfahrt bietet. Die beiden Buchten Moselle und Orphelinat sind mit privaten Bojen überfüllt.

Gar nicht so einfach, ein Plätzchen zu finden.

Sandra und Philippe (SY Ulani) sind bereits vor Ort und bringen uns mit ihrem Dinghy zum Einklarieren in die Marina Port Moselle. Die Papiere für den Zoll können per Fax eingereicht werden, den Gang zur Immigration reicht am darauf folgenden Montag. Fehlt nur noch die Biosicherheit. Radio Ponton (Gerüchteküche der Segler) lässt verlauten, dass niemand an Bord kommt, wenn man vor Anker liegt. Deshalb sind wir schlecht vorbereitet, als die Agentin umgehend mit dem Dinghy aufs Boot gebracht werden will. Sie konfisziert Eier, Honig, Äpfel und Limetten. Etwas später auf dem Markt können wir nur feststellen, dass die Limetten unheimlich teuer sind. In dieser Jahreszeit wird Neukaledonien fast wöchentlich von mehr oder weniger starken Westwindfronten getroffen. Eine starke Front ist angekündigt, darum verlassen wir das schlecht nach Westen geschützte Nouméa und verstecken uns hinter der Insel Uere, knappe 5 Meilen entfernt. Der Wetterumschlag kommt sehr schnell, der Himmel, erst noch komplett frei, bedeckt sich innerhalb weniger Stunden und Winde um die 40 Knoten (75 kmh) blasen uns um die Ohren.

Nach der Wetterbesserung kehren wir kurz nach Nouméa zum Einkaufen zurück und profitieren dann von den Leichtwinden, um wieder in den Süden zur Anse Majic zu gelangen. Hier gibt es schöne Wanderwege, u.a. auch einer, der zum Leuchtturm des Cap N’Dua führt. Mit dabei auf der ganzen Entdeckungstour sind unsere Segelfreunde Sandra und Philippe (SY Ulani) sowie Jacqui und Walter (SY Jean Marie).

Die rotbraune Erde färbt ganz schön ab und hinterlässt Spuren auf dem Deck.

Am nächsten Tag führen wir die Fahrt zur Pinieninsel (Ile des Pin) fort. Auf dem Weg kreuzen wir ein Buckelwal, der uns eine tolle Show bietet, indem er mit beiden Rückenflossen aufs Wasser schlägt und immer näher zum Boot kommt. Nach Claudias Geschmack etwas zu nahe und so starten wir den Motor, um Distanz zu wahren.

Die Pinieninsel trägt ihren Namen zu recht. Die meisten Segelboote liegen in der Bucht von Kuto, umgeben von einem wunderschönen weissen Sandstrand und unzähligen Pinien.

In netter Gesellschaft wandern wir auf den Berg N’Ga, 262 m.ü.M., von wo aus wir einen tollen Ausblick auf die Buchten von Kuto und Kanumera sowie den kleinen Inselchen haben. Ebenso spazieren wir in den 5 km entfernten Hauptort Vao, wo jeder jeden grüsst und der Bürgermeister unsere Hände schüttelt. Die Insel ist nicht sehr gross, trotzdem lohnt es sich, ein Auto für einen Tag zu mieten. Im Uhrzeigersinn fahren wir durch die kleinen Dörfer, besichtigen den Friedhof der Gefangenen, besuchen die Grotte der Königin Hortense und nehmen ein Bad im natürlichen Schwimmbad in der Bucht d’Oro.

Zwei Wochen später kehren wir in die Prony Bucht zurück und finden guten Schutz im Seitenarm von Carénage, bevor die nächste Schlechtwetterfront eintrifft. Mit dem Dinghy fahren wir die verschiedenen Flussläufe hoch, wandern diversen Pfaden entlang und nehmen ein Bad in der heissen Quelle. Ein weiteres Highlight ist die Insel Casy. In diesem Naturschutzgebiet werden im Norden und Westen Bojen zur Verfügung gestellt. Der einzige Inselbewohner ist Moose, ein ausgesetzter Hund, der uns freudig begrüsst und auf allen Spaziergängen mit von der Partie ist, obwohl er an Arthrose leidet. Der Hund hat schon Kultstatus, wird in Segelbüchern erwähnt und leidet so auch nie an Hunger, da die Segelgemeinschaft immer etwas zum Fressen mitbringt.

Eindrückliche Vegetation auf der Insel Casy

Nach einem erneuten Einkaufsaufenthalt in Nouméa brechen wir dieses Mal Richtung Norden auf. In wenigen Etappen via Maa und T’Ndu erreichen wir die grosse Bucht von Saint Vincent und ankern hinter der Insel Hugon. Die Landschaft hat sich extrem verändert. In dieser Gegend ist es generell trockener und Regen ist seit langem nicht mehr gefallen. Ein schönes Plätzchen mit Sandstrand finden wir an der Pointe Mozimann, im Norden der Insel Puen. Mit Sandra und Philippe folgen wir einem der vielen Wege und werden zeitweise von einer Horde Pferde begleitet. Da die Gegend nach unserem Geschmack doch etwas eintönig ist, machen wir uns nach einer Woche wieder auf den Rückweg via Ile Léprédour, Baie de Moustique auf Ile Ducos (wo es keine Moskitos hat) und Baie Papaye.

Die Bucht Papaye, rund 10 Meilen nördlich von Nouméa, ist unser Favorit. Gutes Ankerliegen ohne Schwell und falls mal eine Westwindfront vorüberzieht, findet man Schutz gleich um die Ecke in Port Laguerre. Wir nützen das schöne und trockne Wetter, um die linke Fensterfront neu abzudichten. An vielen Nachmittagen treffen wir uns abwechslungsweise an Bord von Sandra und Philippe oder bei uns zum Kaffee und Brettspiel (Dog).

Die neue Zyklon-Saison (Beginn 1.11.) rückt näher und es ist bald Zeit, weiter in Richtung Australien aufzubrechen. Ausserdem sind die Passatwinde gut etabliert und der Wind erreicht mittags häufig 30 Knoten, was durch einen lokalen thermischen Effekt verstärkt wird. Das ist zu viel, um beim Ilot Maitre zu Kiten. Auch der Ankerplatz an der Pointe d’Artillerie wird unbequem und erst recht die Dinghyfahrten. Wir werden immer nass, entweder auf dem Hin- oder Rückweg.

Am 7. Oktober schnappen wir uns das erste sichere Wetterfenster für die 800 Meilen (ca. 1481 km) lange Überfahrt nach Australien. Bei schönstem Wetter lichten wir den Anker kurz nach 07h00 und fahren bereits 2 Stunden später durch den Dumbea Pass.

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