Martinique --> Los Roques, Las Aves, Bonaire vorher | nachher
zurück zum Logbuch

 

Grenadines

 

 

 

Die Entfernung zwischen Martinique und Bonaire beträgt 635 Meilen (1'176 km).

 

Bevor wir in den Süden stechen, schlagen wir in den Supermärkten von Le Marin nochmals so richtig zu. Wer weiss, wann es den nächsten guten Käse oder Rohschinken gibt. In der Rodney Bay erwartet uns Alex von der Rose und ein paar Tage später stossen wir in den Tobago Cays auf Heidi und Robert von der Nuwam. Das Trio ist wieder komplett und zusammen geniessen wir die nun fast leeren Ankerplätze in den Cays.

Zwischenstopp in der Marigot Bay, St. Lucia.

Am Kühlsten ist es im Wasser.

Früh morgens motoren wir an den Pitons vorbei.

Bühnenset von "Pirates of the Caribbean" in Wallilabou, St. Vincent.

Die Tobago Cays im Mai - ein Vergnügen.

Katholische Kirche auf der Insel Mayreau.

Die Hurrikansaison (Juni bis November) rückt näher, deshalb sind bereits viele Segelboote nach Europa oder in die USA unterwegs. Auch die Charterboote werden immer rarer und so befinden sich praktisch nur noch wenige Langzeitsegler auf dem Weg in das südliche “Winterlager”. Man erkennt diese Boote an ihrer Ausrüstung: Solarzellen, Windgenerator und Radar.

Wie wir müssen sich viele Segler ab dem 1. Juni unterhalb des 13. Breitengrades befinden, um von der Versicherung gedeckt zu sein. Sehr selten ziehen Hurrikane unterhalb diesem Breitengrad durch. Ausnahmen gibt es immer, wie z.B. im Jahr 2004, als Hurrikan Ivan (eingestuft in die Kategorie 5 = Windstärken von 120 - 140 Knoten) auf Grenada grosse Schäden anrichtete. So werden mittlerweile Segelboote, die auf dem Trockendock in der Spice Island Marina liegen, mit starken Gurten an den Boden geschraubt, um einen Domino-Effekt zu verhindern. 

Ein grosser Teil der Boote bleibt im Wasser an einem der geschützten Ankerplätze im Süden Grenadas. Im Fall einer Hurrikanwarnung kann Trinidad innerhalb von 12 Stunden (ca. 80 Meilen) erreicht werden. Die verbleibenden Boote setzen ihre Fahrt fort Richtung Venezuela, holländische Antillen oder sogar noch weiter bis nach Kolumbien, Panama oder Zentralamerika.

Ankerplatz Hog Island, Grenada

Happy Hour auf Hog Island.

Abends in der örtlichen Bar treffen sich die verbleibenden Segelmannschaften, um mehr über die Gefahren der Piraterie zu erfahren und Wettergurus geben Tipps ab, wann es am Besten ist, Leinen loszulassen. Je mehr Rumpunsch fliesst, desto böser die Geschichten werden.

Wir versuchen, diesen Debatten aus dem Weg zu gehen, sonst würden wir überhaupt nicht fort kommen. Die Gefahr der Piraterie, obwohl sie nicht im Vergleich zu derjenigen im Golf von Aden steht, ist reell, vor allem entlang der venezuelanischen Küste (Golf von Paria und Margarita).

Die Strecke, die wir gewählt haben, befindet sich ausserhalb dieser kritischen Zone. Zudem sind wir eine kleine Flottille von 4 Boote, um eventuellen Gefahren vorzubeugen. 

Was das Wetter anbelangt, so konsultieren wir regelmässig übers Internet die Grib-Daten sowie regionale Wetterkarten, die wir auch über unsere Radio-Kurzwellenanlage herunterladen können.

Ankerplatz vor der Hauptstadt St. George's.

Am 20. Juni ist es soweit. Nachdem eine weitere "Tropical Wave" (grosse Wolkenmasse mit viel Wind und Regenschauern) vorbeigezogen ist, brechen wir Richtung La Blanquilla auf. Die zwei weniger schnellen Segelboote verlassen St. George's rund zwei Stunden vor uns, mit der Idee, dass wir sie im Verlauf des Tages einholen und gemeinsam, mit reduzierten Segelflächen, durch die Nacht segeln.

Etwas mulmig wurde uns zu Mute, als wir über Funk hörten, dass sich den beiden vorderen Boote eine Piroge mit grossem Aussenbordmotor näherte. Eine Viertelstunde später tauchte diese bei uns auf. Die 4 Männer beobachteten uns und drehten dann Richtung Süden ab. In der Ferne können wir Fähnchen im Wasser ausmachen, was eigentlich auf Fischer hinweist, aber ihr Verhalten war schon etwas komisch. 

Ohne weiteren Vorkommnisse erreichen wir nach rund 29 Stunden (170 Meilen) die Küste von La Blanquilla. Nebst einheimischen Fischern und der Küstenwache waren wir die einzigen Segelboote. Der vom Reiseführer vorgeschlagene Ankerplatz ist untauglich und so ankern wir schlussendlich im Westen der Insel vor dem schönen Strand Playa Yaque.

Am nächsten Tag besuchte uns die freundliche Küstenwache. Sie füllten ein Formular aus, stellten uns ein paar  Fragen und sagten am Schluss, dass die Insel uns gehöre und wir so lange bleiben dürfen, wie wir wollen. Das ist vielleicht Musik. Wir erkundigten uns, ob sie was brauchten, denn die Truppe von 7 Männern ist schon seit 55 Tagen auf der Insel stationiert. Von uns wollten sie Tomatensauce und Zigaretten. Von den anderen hatten sie Chili con Carne, Rum und Kekse eingesammelt, genügend, um sich einen schönen Abend zu machen.

Wir entdecken die naheliegenden Riffs mit Schnorchel und Taucherbrille. Ebenso unternehmen wir einen längeren Spaziergang auf der relativ flachen, eintönigen Insel.

Dominique, Thierry, Alex und Robert (v.l.n.r.)

Heidi, Claudia und Dominique (v.l.n.r.)

Wilde Esel suchen das Weite sobald sie uns sichten. Man muss nicht nur aufpassen, dass man in ihre Hinterlassenschaft trampt, sondern auch den zahlreichen niedrig wachsenden Kakteen aus dem Weg geht. Die Stacheln sind so spitzig, dass sie ohne weiteres unsere Flip-Flops durchstechen.

Nach 4 Tagen geht unsere Fahrt Richtung Westen weiter. Wir erreichen Los Roques 24 Stunden später. Der Adrenalinspiegel steigt, als wir uns der Passage von Sebastopol nähern. Diese Einfahrt ist erst im letzten Moment auszumachen. Dazu kommt, dass die Seekarten nicht sehr genau sind.

Liegt man einmal hinter dem geschützten Riff, ist das Wasser flach und ruhig. Dem Auge bietet sich eine fantastische Farbpalette. Alle möglichen Blautöne, wie tiefer umso dunkler, sowie da und dort braune und gelbe Flecken, welche auf Korallenstöcke hinweisen, die knapp unter der Wasseroberfläche liegen.     

Geschützt hinter dem Riff und der Mangrove.

Spaziergängli auf einem Sandfleck.

Eigentlich wollten wir uns bei der Küstenwache melden. Nachdem wir aber von unseren französischen Freunden gehört hatten, dass man dort nur abgezockt wird und trotzdem nicht länger als 3 Tage im Archipel bleiben darf, machen wir uns ganz klein und meiden Gran Roque sowie die nördlichen Inseln.

Mit Roberts Hilfe basteln wir eine Schlinge, um damit Langusten zu fangen. Ein Fischer aus St. Vincent hat ihm die Methode erklärt und diese wenden wir nun selber an, nachdem wir 2 schöne Brummer unter einem Korallenstock entdeckt hatten. Es war ein harter, aber erfolgreicher Kampf. Die zwei Langusten waren ein regelrechter Festschmaus und reichten für 5 Personen.

Da wir von der Küstenwache nicht erwischt werden wollen, ankern wir alle paar Tage an einem anderen Ort. Unser nächster Platz, dos Mosquieses, liegt rund 25 Meilen von Sebastopol entfernt. Ob dieser Name auch wirklich Moskitos bedeutet, wissen wir nicht, aber auf jeden Fall wurden wir schön attackiert. Unter unserem Kiel wandern hunderte Lambis (auch Conches genannt) herum. Wir haben diese Tierchen schon ein paar Mal ohne grosse Überzeugung gekostet und überlassen sie deshalb gerne unseren Nachbarn.

Gefunden am Strand: Ein nicht mehr ganz fitter Krebs.

Cayo de Aqua ist unser letzter Ankerplatz auf den Roques. Die Unterwasserwelt ist einfach fantastisch. Ein Riff nach dem anderen lädt zum Schnorcheln ein. Auch die Balladen entlang dem Strand bis zum Leuchtturm sind einmalig. Weg vom Massentourismus geniessen wir jeden Tag in dieser wunderbaren Umgebung.

Baby Tölpel wird einfach so von der Mutter verlassen, als sie uns sieht.

Die kleine Flottille: Rose, Nuwam, Antho und Vanupieds (v.l.n.r.)

Innerhalb von 6 Stunden erreichen wir das nächste Archipel Las Aves de Barlovento – die Vogelinsel schlechthin. Auf der Isla Sur sind tausende von Tölpel zu Hause (Braun- und Rotfüssler). Sie fliegen neugierig neben uns her und ruhen sich auf den Zweigen in den Mangroven aus.

Am zweiten Tag erhalten wir Besuch von den Fischern. Sie bieten ihre frisch gefangenen Langusten an und wollen dafür Zigaretten und eine Cola.

Bevor wir die Aves de Barlovento verlassen, nehmen wir uns nochmals Zeit, um die Vögel in den Mangroven zu beobachten. Das Spektakel ist faszinierend. Die Tölpel sind gar nicht scheu und lassen uns ganz nahe an sie heran kommen, mit der Gefahr, dass wir von Flöhen heimgesucht werden.

Rotfuss-Tölpel

Wer guckt da wen an?

Auf den Aves de Sotavento erhalten wir Besuch von der Küstenwache. 4 Männer kommen an Bord, einer davon ist mit einem Maschinengewehr beladen, prüfen die Papiere und unsere Ausrüstung (Schwimmwesten, Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Koffer). Leider erlauben sie uns nur 3 Tage zu bleiben.

Die Windanzeige funktioniert nicht mehr. Thierry muss in den Mast, um die Sensoren zu prüfen.

Frisch aus dem Meer, schmeckt ausgezeichnet.

Nach 24 Tagen "Einsamkeit" wird es langsam Zeit, in die Zivilisation zurückzukehren, denn auch unser Vorrat an frischen Nahrungsmitteln geht dem Ende entgegen. So erreichen wir am 14. Juli, nach weiteren 45 Meilen, Kralendijk auf der Insel Bonaire und feiern den französischen Nationalfeiertag mit unseren Freunden gebührend in einem Restaurant.

In Kralendijk ist das Ankern verboten. Wir liegen an einem der 40 Bojenplätze.

 

 

Nächster Bericht: Bonaire --> Curaçao vorher | nachher
zurück zum Logbuch