Logbuch 2010

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von Jaguaripe nach Camamu

Nachdem wir etliche Strassen Salvadors abgelaufen sind, vom Pelourinho bis nach Campo, konnten wir viele Eindrücke des Karnevals sammeln. Der Pelourinho, die Altstadt Salvadors, bietet keinen Platz für die grossen «Trio Electricos » und man findet dort eher die traditionellen Gruppen mit afro-brasilianischer Musik, wo die Trommeln dominieren.

Auf den grossen Strassen von Campo hingegen ziehen unaufhörlich die riesigen «Trio Electricos » vorbei. « Electricos » sind Lastwagen, welche mit riesigen Lautsprechern ausgerüstet sind, eine Welt der Bässe und Dezibels, die Streetparade im Vergleich kann zusammen packen.

Jedes Mal, wenn ein solcher Koloss an einem vorbei zieht, vibriert der ganze Körper. Auf dem Dach dieser «Trio Electricos » spielen und singen bekannte oder weniger bekannte Gruppen brasiliens.

Die Fangemeinde folgt hinter dem Wagen und muss einiges an Geld locker machen, wenn sie im mit Seilen abgesperrten Bereich laufen will.

Der Alkohol fliesst in Strömen, immer wieder kommt es zu Pöbeleien zwischen den Angesäuselten ausserhalb der Seile und den Fans. Die Polizei ist enorm präsent und sofort unzimperlich mit ihren Knüppeln zur Stelle, um Ausschreitungen zu vermeiden oder zu unterbinden. « Gringos » wie wir halten am besten genügend Distanz, um sich nicht plötzlich in diesem Teufelskreis zu befinden

Nach diesen farbigen und lauten Tagen war es an der Zeit, anderes von Salvador und der Umgebung zu sehen.

In der Marina Terminal Nautico trafen wir Segler, die wir auf den Kanaren kennen gelernt hatten und ebenso machten wir neue Bekanntschaften. Eines dieser Boote, « Nuwam  2» mit Robert und Heidi an Bord, kannte das Gebiet der Allerheiligenbucht sowie die Archipele Tinharé und Camamu von einem vorangegangen Törn mit einem Brasilianer. Sie haben uns angesprochen und gefragt, ob wir Lust hätten, mit ihnen und ihrem aus Deutschland kommenden Besuch diese « Rundreise » nochmals mitzumachen.

Es war sehr verlockend, in einer Gruppe zu segeln, nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch weil ein Teil der Strecke nicht kartographiert war und Robert dafür die Tracks hatte (dies sind vom GPS aufgezeichnete Wegepunkte). So gingen wir spontan mit 5 anderen Segelbooten auf eine fast einmonatige Entdeckungsreise.

Südlich der Insel Itaparica gibt es eine Passage mit relativ wenig Tiefe, durch die wir aufs offene Meer hinaus gelangen. Den ganzen Tag haben wir tolle Segelbedingungen und erreichen das Archipel Tinharé und den Ankerplatz in der Bucht von Garapua. Am Abend feiern wir Claudias Geburtstag mit einer leckeren « Crevetten Moqueca », einer bahianischen Spezialität.

Die Bucht von Garapua ist umgeben von zwei Korallenriffen und die sich brechenden Wellen sind gut aus der Ferne sichtbar. Am Ankerplatz trafen wir auf zwei französische Segelboote, die auf diesen Korallenriffen aufgelaufen sind, weil sie blindlings einem Navigationsbuch vertrauten.

Einer der beiden hatte sehr grosse Schäden (Mast geknickt und Wassereinbrüche) und wäre wohl gesunken, wenn er nicht von den einheimischen Fischern abgeschleppt worden wäre. Die Strassen von der Insel sind in sehr schlechtem Zustand und wir werden mit dem öffentlichen Verkehrsmittel, einem Traktor-Anhänger, nach Morro de Sao Paulo gebracht. Morro ist eine Tourismushochburg, man findet hier die dichteste Konzentration von Pousadas (Herbergen) pro m2 in ganz Brasilien

Ungefähr 30 Meilen trennen Garapua von Campinho und das Meer in dieser Gegend ist sehr fischreich.

Während der Überfahrt ziehen wir unseren bisher grössten Fang an Bord. Eine ca. 10 kg schwere Stachelmakrele zappelt an der Leine, die wir nur mit Hilfe des Hakens ins Cockpit hieven können.

In Campinho lassen wir die Boote vor Anker liegen und werden von einem der Wassertaxis, einer sogenannten Lancha, in aller Frühe (06h00) abgeholt und in einer 1 1/2-stündigen Fahrt in das hübsche Städtchen Camamu gebracht. Um diese Zeit herrscht überall schon viel Betrieb. Wegen der Hitze werden die Aktivitäten im Allgemeinen auf den Morgen verlegt.

Ab Marau, haben wir keine Karten mehr und folgen "Nuwam 2" ganz dicht, um nicht auf einer Sandbank aufzulaufen. Nach einer guten Stunde erreichen wir wieder einen schönen, ruhigen Ankerplatz, der unweit von dem Wasserfall  "Cachoeira Tremembé » liegt.